Renovierung der Kapelle im Baybachtal

Februar 2016 -- es ist soweit. Die Monopolykarte "Renoviere alle deine Dächer" hat uns getroffen. Leider hat das Land RLP keine Mittel zu Unterstützung, so müssen wir selber ran.
(Ich habe die Bilddateien extra "grösser" gelassen ... Doppelklick macht Bilder gross.)
Kapelle ist eingeruested.
Wir erfahren Unterstützung von Dachdeckermeister Lars Hennig  aus Liesenfeld, der uns mit  guten Konditionen und der Möglichkeit, viel selbst zu leisten, ein ganzes Stück entgegen kommt.

Michael Friederichs "DerSimon", kreativer Holzkünstler (klickst Du hier) , baut uns das Dach von dem Turm.

Ebenfalls erhalten wir Unterstützung vom Schieferwerk Theis-Böger (klickst Du hier) aus Bundenbach, die uns traditionel, handbearbeiten Naturschiefer extra passend für das Kapellendach fertigen. Wirklich in Handarbeit - ich hab's gesehen.

Hierzu noch eine Anmerkung : Mittlerweile ist es in unserem Land so, das die "alten Gewerke" immer mehr modernem Bauen und Baustil weichen müssen. Klar, jeder muss Geld verdienen, jeder muss rationell schnell sein -- alte Handwerkskunst bleibt auf der Strecke. Sie geht tatsächlich verloren. 

Allen vorbenannten ist gemein, das sie tatsächlich das "alte" Handwerk beherrschen und gut mit alten Baumethoden umgehen können.

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Tja ... und dann stand ich auf dem Gerüst, hatte eine grosse Menge Schiefer abgeschlagen ... und öffnete den Dachstuhl.

Wow.

Kapelle_detail_tonnengewoelbe
Blick auf das Tonnengewölbe unter dem Dachstuhl


Man sieht gebogene -- ich bleibe bei meiner Meinung -- (die ist umstritten von den Köpfen, die da mit reinguckten) --  und nicht gesägte Eichenhölzer, welche sich beidseitig auf zwei längslaufenden Trägerbalken treffen. Biegen ... konnte mann -- sägen mit damiligen Mitteln -- nur in einem wasserbetriebenen Sägewerk. Und ... falls gesägt, was muss das für ein mächtiger Stamm gewesen sein. Säge ich, erhalte ich immer das Problem, das das Holz an seinen Fasern aufbrechen könnte.
Stellenweise sind die "Rungen" -- mit Beil oder Axt behauen, um schlussendlich an zu passen. Zwischen einigen Rungen und Sparren sind Keile oder Passtücke eingefügt -- wohl um um Dachlast (aus Schnee) auf die Konstruktion darunter zu verteilen. (Ich bemühe mich noch, die Fachtermini zu finden)

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Der Dachstuhl ist aus Eichenholz. Sparren im Abstand von 85 cm gestellt, 8 auf 8cm -- mit dem Dachwinkel dazu ein damals auf Erfahrung beruhender Wert, um stabil gegen Wind und Schnee zu sein. Oder gibt's doch eine Berechnung ?

An den Rundbögen befestigt ist eine mit Lehm/Kalk-Gemsich getränkte Strohmatte. Bleibt es trocken, habe ich einen festen Baukörper, wird es feucht, läuft der Lehm direkt weg. Die Vernagelungen in dem Tragegerüst sind mit Holznägeln gemacht.
"Heck" der Kapelle
Blick auf das "Heck" der Kapelle

Bei der Begutachtung des Dachstuhles fällt mir noch sehr viel mehr auf.
Zunächst dachten wir ja, die Kapelle wäre von ca 1850. Weil es da der Mühle sehr gut ging und der Besitzer bestimmt genügend Geld hatte, um eine Kirche bauen zu können.

Der Dachsstuhl, den wir sehen ist der erste Dachstuhl. Fachmännisch  gebaut , wie man in der Epoche der "Aufklärung" Kirchenbauwerke baute.
Na klar -- Fachwerke konnte man bauen, das war damilige Bautechnik. Hier war ein einfach ein guter Zimmermann am Werk.
Aber mein Gefühl sagt mir, es ist hier anders.  Ich denke an 1750 und die zur Verfügung stehenden Werkzeuge. Und ... ich habe schon mal in alte Schlossdachstühle schauen dürfen...

Die Beplankung ist .... unterschiedlich. Ich habe Bretter gefunden, die "frisch" aussahen, wahrscheinlich aus der Zeit, als meine Grosseltern die Scheune und das Haupthausdecken liessen -- hier wurde an der Kapelle mit gearbeitet. Dann gibt es Beplankung, welche vom Brettmaß so ist, wie die Dachbretter der Scheune. Und zwar der letzten Scheunenerweitung 1884. Oder so, wie das Bienenhaus. Und dann gibt es Bretter, die waren mit Holznägeln fest ... waren, weil selbst der beste Holznagel am Turm hält nicht ewig.

Nach Blick in diesen Dachstuhl datieren wir die Kapelle wesentlich früher.
Und zwar auf ca 1750. Und ... die Kapelle ist auch nicht vom damaligen Bauer mit Helfern errichtet worden. Nein, hier ist das Ergebnis eines professionellen Kirchenbaus. Die Kapelle muss von einem professionellen Kirchenbauer geplant und ausgefürt worden sein. 

Jetz kommt unser Anstoss an Sie, den Leser.
Ich weiss, es gibt Menschen, die wissen, wo steht, wer wann wo  welche Kirchengebäude errichtet hat.
Ich würde zu gerne nach dem genauen Enstehungsdatum suchen.  Wüssten sie wo ? Schreiben Sie mir. 

Update Ostern 2016 : Ich habe eine Spur .... wir sind weitaus älter als gedacht. ca 1350 -1450.  Abwarten.

Folgende -- neue? -- These :
Napoleon. Rhein Grenze, Mosel Rückzugsgebiet.
Baybachtal Reiseroute dazwischen.
Symbole der Bierbrauerei auf dem Kreuz ...
Meine These der Gastwirtschaft wird immer wahrscheinlicher.
Zunächst das Wegkreuz 1774.
Dann die Kapelle -- oder umgekehrt ? Oder gleichzeitig ?
Und zwar von der -- regierenden Instanz -- als Wege oder Wallfahrtskirche im Tal, um der "entfernt" lebenden "Talgemeinschaft" den Kirchgang zu  ermöglichen  ... oder war es nicht eher umgekehrt : Das Baybachtal war der Mittelpunkt des Geschehens, und die Dörfer / Siedlungen drumherum waren die "Ableger" ... Wer weiss.

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Wer sich erinnert an dieses Wochenende, wird sich auch an den Sturm erinnern, der aus Südwesten mit bis zu 10 Windstärken angekündigt war. Daher ist alles abgeplant, um im Zweifelsfalle schnell alles regendicht zu bekommen.

Wir hatten den Wunsch, traditionel zu renovieren. Alsbald kommt man damit aber an Grenzen:  Zwei Gründe: Die Bautechnik ist inzwischen sehr fortschrittlich. Bitumenpappe ist wunderbar wasserabweisend. Verzinkte Nägel halten länger, als jeder noch so schöne Holznagel. Man kann sicher nicht für die Ewigkeit bauen, aber den Zeitpunkt, wo wieder Wasser eindringt nach hinten verschieben. So haben wir uns für einen "Mix" aus Alt und Neu entschieden und trauen uns den Fähigkeiten des Dachdeckermeisters Lars Hennig an. Übrigens muss man solche Menschen suchen -- die alte Handwerkskunst gerät leider immer mehr in Vergessenheit.


Der Kapellenturm ... zunächst dachten wir ja, das war schon immer ein Glockenturm, es ist ja dort auch so eine schöne Schallöffnung .... Leider nein. Im Turm sind noch die Hölzchen zu sehen gewesen, wo Schinken, Wurst und Fisch? getrocknet wurden. Kein Platz für eine Glocke.  Es ist genau so viel Platz, das ein (kleiner) Mann aufrecht darin stehen kann, um den Turm mit Lebensmittel zu füllen. Waldseitig gibt's kein Fenster -- hier käme zu viel Blattflug. ...


300 Jahre Dach: Marienkäfer und Mardersammlungen bestimmen das Bild


Ja ... und ein Schatz ?
Ich hatte ja gedacht, ich meine, ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn wir irgendetwas, irgend eine Hinterlassenschaft aus fast  3 Jahrhunderten gefunden hätten. Ein Werkzeug, eine Botschaft .... ein von Menschen erschaffenen Gegenstand.  Aber bis auf  Gewölle (Mardernest), jede Menge Exkremente von Mardern und Ratten, gab es nur noch jede Menge Marienkäfer, die hier hausen. Aufffallend "Zivilisationsmüll" aus Kunststoff  (vom Marder hier hin getragen) ... das spornt mich wieder mal an !

Also ... einen Schatz im Sinne von "Metall"... Nein -- aber einen anderen habe ich entdeckt.
Eine Zeitmaschine in Form eines Gebäudes. Einen Blick auf 300 Jahre altes Handwerk.
Unversehrt.
Überdauert bis in die heutige Zeit.
Das ist ein Schatz.

Hier ist nun nach Abbau der Gerüste freier  Blick auf das  renovierte Dach.
Sieht  schön aus.
So, wie es sein muss.
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To be continued

Es erwartet uns noch der Innenraum. Gewölbe ausbessern und neu verputzen. Streichen.

Update Ende April 2016:
Der Innenraum ... wir fanden in Doerth im Verkauf von Claytec einen (traditionellen) alten Lehmputz, mit dem wir
die schadhaften Stellen im Putz ausbessern konnten.
Danach wurde "geweisselt" ... mit (moderner) weisser Farbe (s.o.: So schön alte Baustoffe sind, neue haben ihre Begründung)
Die Madonna wurde von mir geklebt und repariert. (es gab ein paar Brüche zu beklagen)

Dann ...
DEM mönchengladbacher Jagdfreund (Ich weiss noch nicht, ob ich seinen Namen veröffentlichen darf) ist es zu verdanken,
das aus der Renovierung einer mönchengladbacher Kirche Bänke -- gekürzt (!), lackiert (!), neu poliert (!), neu bepolstert (!) --
ihren weg in unsere Kapelle gefunden haben.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

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Hier an dieser Stelle -- noch einmal mehr : DANKE !

So ... und so sieht sie von vorne aus  - unsere Kapelle
-- das Werk vieler und nur mit Zugaben von Freunden und ortsanssässigen Menschen nur erreichbar  durch Sach- und Denkhilfen zu
realisieren  (Die Bilder und der dazu kurze text mögen nicht wiederspiegeln, wie einige Punkte hier lange Planung benötigten ... :
(die Bänke zB., die Glocke, der Erhalt des Turmes, das Detail der Ochsenblut roten Kehlbretter (Dank an Herrn Morschhäuser ... )

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