Das Baybachtal im Wandel der Zeit.
Update Ostern 2016: Aus
Emmelshausen hat mich / uns jemand durch
Übermittlung einer alten Urkunde aus dem Landesarchiv nebst
"Übersetzung" aufgeweckt. Bürgermeister
Landsrat schenkte uns auch eine Ausgabe des Familienbuches der
Ortsgemeinde Gondershausen -- für uns eine spannende Lektüre und hierzu
... es dauert etwas ... wird es etwas unsererseits geben. Es ist
sehr viel Information ... die aufbereitet werden will. Wer vertiefend lesen möchte, klettere druch die Wiki, wer mit der Kurzform zurecht kommt, freue ich mich, seinen Ansprüchen zu genügen. Diese
Seite wird von mir noch bearbeitet. Da sich hier verschiedene Texte und
Phasen der Bearbeitung kreuzen, verwende ich, wie überall woanders
auch, verschiedene Farben, um auf die unterschiedlichen Zeitpunkte
hinzuweisen und der Leser sich vielleicht so nicht über die
verschiedenen Ausfürungen (doppelt) wundert. Das
Internet ... ist schon toll. So lassen sich hier ganz einfach
multimediale Inhalte miteinader Verknüpfen und ich hoffe, Sie erhalten
beim Durchlesen und Erfahren dieses Kulturgutes "Baybachtal" eine
Wissensbereicherung. Ich
hoffe, begehe beim verlinken keinen "Zitierungsfehler" -- ich bitte um
Nachsicht, falls es doch passiert und will dieses sofort nach
einer Beanstandungsmail ändern. Kritik und Tadel,
sowie neue Ideen, bitte gerne an mich senden. Email
steht im Impressum.
|
Der Name : "Baybach" Auf allen Karten -- soweit man Karten hierzu findet
-- heisst
der Baybach frühzeitlich "Bey" oder "in der Bey" oder "fluv.Bey".
Meiner Meinung nach geht diese Bezeichnug auf den Umstand zurück, das
das Tal moselseitig wie eine grosse Bucht gestaltet ist. Aber es könnte auch sein, das der "Beybach" der Grenzbach, der
Bach bei der Grenze, der Bach, der "da hinten noch " dabei ist,
meint. (...) Erst mit der Kartografie der Franzosen (1811) zu den
Preussen (1814)
ändert sich die Bezeichnung von "Beybach" in "Baybach". Übringens ...
hier entstehen auch schöne Verwechselungen von Namen und Orten -- wohl
dem Umstand zu schulden, das Kartographen und Ortserkunder vor Ort von
einander getrennt waren und die Übermittlung der Daten ...
unvollständig war. Übrigens ... "Mohrensumpfenberg" ... einige andere
Bezeichnungen aus den (aktuellen) Karten findet man in alten (u.a
deutschen) (Sprach-)Lexikas wieder. So sind "Mohren" nach dem
Wörterbuch der elsässichen Mundart (Wörterbuchnetz) ein
Synonym für Schweine, die Muttersau, einem dreckigen Ort oder einer
dreckigen Person. Mohrensumpfen an sich ist schon ein
Doppelbegriff, denn tatsächlich ist der Ort ein Sumpf, indem
(dunkle) Schweine -- Jägersleut wissen das -- gerne zu hause
sind. Das selbe Netzwerk gibt für belzen / balzen synonyme aus wie "Der Acker, der so mit Gras bewachsen ist, das er unpflügbar sei" oder balzen=faulenzen. (Für "ortsfremde": die Namen bezeichnen Örtlichkeiten in der nahen Umgebung.)Das stellt mich vor die Frage : Welche Sprache wurde
gesprochen ?Wellchem Sprachkreis war man angehörig ?
Dem fränkischen - eine Mischung aus Französisch,
Eifeler und Rheinischem ? Die Geschichte des Baybachtales geht so weit zurück, das sich darüber nur Vermutungen anstellen lassen -- ich suche die Diskussion -- wer also auf seinem Regal oder in seinem Bücherschrank ein paar Quellen zu diesem Thema hat, möge sie mir bitte zusenden -- WIR werden dann hier sammeln.
Widmen wir uns dem Teil, von dem wir die wahrscheinlichste aller Geschichten nieder-schreiben können. Insgesamt stoße ich auf drei "Booms "-- "Hochzeiten" -- gefolgt vom schleichenden Niedergang durch Hunger, Armut, Krieg, politische Wirren. |
Geologie Das Baybachtal ist eine geologisch interessante Formation.
Im oberen Abschnitt ist das Landschaftsbild durch weitläufige, wellenförmige
Aufschiebungen geprägt, der Mittelteil besteht aus großen Schieferschollen,
welche sich durch frühzeitliche Aktivitäten aufschoben und das entstehende Tal
eng zusammenrücken ließ. Gletschermuränen schliffen die Spitzen der grossen
Schieferschollen ab und brachten große Kiesel mit. An engen Stellen fand kein
Schleiffen statt, da die Muräne nicht bis an den Grund kam. Der Baybach selbst war früher das
Grundwasser der Muräne, heute sammelt
sich sein Zulauf aus den kleinen Seitentälern und den Hängen um den
Talboden. Somit hat auch er zur Formung beigetragen, hat er sich doch in steter
Manie immer tiefer in den Fels gegraben. Seitens der Vegetation ist die Zone,
in der wir uns befinden, europäischer Mischwald. Würde der Mensch nicht die
Landschaft verändern -- wir hätten sehr weite Passagen unserer Landschaft
überwuchert mit Laubwald, speziell Buchenwald.
In den Jahren änderte sich mehrfach die Temperatur –ca 900-1100 hatten wir „die
kleine Eiszeit“ – es war nur mässig bewachsen, gefolgt von Perioden der
Trockenheit. Es ist hier sehr trocken
(im Vergleich zu zb. der Eifel), da die meist westlichen Winde an den
Moselhängen die Wolken steigen lassen und diese abregnen und somit nur
„trockene“ Luft mit wenig „Restregen“ über das Tal weht.
| |
1000-400 v. Chr. ... Erste Spuren von Gondershausen's Besiedlung ... Dank an Herrn Quirin u.a., welche fleissig Infos zu "den anderen" sammelten .... |
|
|
|
400 n Chr. - |
|
Wenn wir an die Bilder des Mittelalters denken, denken wir wahrscheinlich in Metaphern, die wir durch populäre Werke von Ken Follet "Die Säulen der Erde" oder Umberto Ecco's "Im Namen der Rose" kennen."Robin Hood" war später, zur Zeit der Kreuzzüge. Ich halte diese Werke noch für viel zu geschönt: Wahrscheinlicher ist jedoch, das alles, was der Mensch tat, nur seinem Überleben diente: Der Mensch lebte von und mit der Umwelt, in der er lebte. Bauwerke bestanden aus Holz, Kleidung aus Wolle oder Tierfellen, Nahrung aus dem, was die direkte Umwelt produzierte. Wegebau ... die Römer waren gute Strassenbauer und ich habe manchmal den Eindruck, das ursprüngliche Biegen und Kehren römischen Ursprungs sein könnten -- Tonnengwölbe bei Querungen weisen darauf hin.Dabei darf man nicht den Fehler machen, diese Menschen in
Ihrem Handeln als “primitiv” zu bezeichnen – Ihre Zeit hatte Ihr
Handeln und unsere Zeit hat unser Handeln. Handel war sehr verbreitet – man erinnere sich an den römischen Pfennig, der bis an die Nordseeküste Handelswährung gewesen ist – Handelsgüter waren nicht nur Gewürze, sondern Stoffe, Fleisch, Bier,Brot, Bücher oder Schmuck. Der Rhein stellte als nahezu unüberwindbares Hindernis die
Grenze zu den (später!) den Gothen dar -- wilde Horden
schlagkräftiger Männer .... und stete Zone der Unruhe mit Handel,
Zöllen, Wegelagerei .... Die Menschen waren sehr gläubig, wobei die Christenreligion nur eine Möglichkeit des Glaubens darstellte. Sie hatten sehr viel Angst, viele natürliche Dinge konnten sie sich damals nicht erklären – können wir heute auch noch nicht – und schrieben diese überirdischen Dämonen zu. Fortbewegung fand zu Fuss statt, 40km Entfernung war eine Tagesreise. Wichtige Handelswege waren die Handelswege Mosel & Rhein, die Achsen Trier Koblenz und Koblenz--Bonn--Köln-- oder Koblenz St Goar - Loreley. Betrachtet man nun die Geografie, entpuppt sich mit damaliger Blickweise von Koblenz die Mosel hochkommend das Baybachtal als längste, am einfachsten zu überwindende Steigung auf das Hochplateau des Hunsrück hinauf. Dort angekommen, konnte man ebenfalls wieder schnell und einfach in das Rheintal absteigen, um bei Oberwesel oder bei St. Goarshausen auf den Rhein zu treffen. (Quelle: Backes). Wer damals mit Handkarren reiste, dem ersparte der Weg durch das Baybachtal schnell mehrere Tage Reisezeit für die 100km "drumherum" über das (heutige) "deutsche Eck".Man beachte bitte im Laufe der Zeit, das beim Reisen Grenzen gequert werden mussten -- reisende bedeutete auch Handel, Logis, Wegelagerei. Ein paar Schlagworte : Römisches Reich : "Fluv.Bey" ist Bestandteil des "Germania Superior" und "Augusta Treverorum" -- dabei ist es mir nicht ganz klar, ob der Baybach wegen seiner Grösse nicht teilweise Grenze zwischen diesen beiden Provinzen ist -- die Karten, die ich sehen kann, geben das nicht wirklich her. Hiezu muss ich noch mehr finden ... ist aber schwierig. Zumindest würde dieses später erklären, wieso "wir" fränkisch wurden und später der Grenzverlauf von Sponheim und Trierische Kurpfalz ... und alle anderen Grenzen auch ... ebenfalls hier waren. Danach "fränkisches Reich" ... von Interesse hier die Gestellung der Bauern und des Gesindes. Zeichnende Schlagwörter: Heerfolge und Entstehung der Grundherrschaft durch Übernahme der römischen Herrenhäuser, ohne die Untertanen und Ländereien zu Verändern. |
|
Vielleicht mag es andere Reisewege auf den Hunsrück hinauf gegeben haben, diese Erklärung mutet mit den Orten Kastellaun, Oberwesel, Pfalzfeld usw. als die plausibelste. Dabei gibt es viel Zeugnis über Wegelagerei. Geschichten vom Schinderhannes (sehr viel später!) sind wohl die bekanntesten, die Geschichte der Burg Waldeck ist ebefalls blutig. Das Klima lies die Menschen ab ca 900 n Chr. frieren : die "kleine Eiszeit" sorgte für sehr lange Winter, kurze Vegetationsperioden und somit manche Not. Ostern 2016: Aufgeweckt durch jemand aus Emmelshausen und dem übermittelten historischen Dokument, möchte ich hier ... ein wenig ausführen und einfach Infos zusammen schreiben - da sich hier alte und neue Texte kreuzen, bis ich eine finale Fassung schreibe, bleiben verschiedene Updates in verschiedenen Farben: 1000 - 1400 n Chr. (erster Boom) 1189 : Burg Waldeck
wird das erste Mal dokumentiert. Verschiedene Lehensherren aus Bistum
Köln, Trier und Sponheim. Bewohnte "Siedlungen" ... Bauten unterhalb
der Burg. 1331-1337-Eltzer
Fehde
blutige Fehde der Waldeck, der Burg (Schloss) Schöneck, der Burg Eltz , der
Ehrenbrug gegen das Bistum Trier. Schlachtfeld mag das untere
Baybachtal zum Moselufer gewesen sein. (Karte aus Wiki-Commons) 1375 : Es wird
bekannt, das grosse Teile des Hunsrücks stark verwüstet und die Dörfer
verlassen sind - wohl aufgrund des schwarzen Todes (=Pest) (Wiki
EIntrag zu Lingerhahn) Es wird nun mehr um unsere
Orte, um unser Tal dokumentiert -- verschiedene Artikel der Wiki sind
hier interessant zu lesen. : Artikel zu Grafschaft Sponheim, Grafschaft
Veldenz, Lingerhahn, Gallscheider Gericht . Ich empfehle sehr, hier
das Kartenmaterial, insbesondere die Karte von Sanson Jaillot 1692 zu betrachten. Wer ... in Kürze und meine Interpretation hierzu liest : Wir befinden uns um 1400 im heiligen römischen Reich deutscher Nationen -- eine Vielzahl von untereinander konkurierenden Grafschaften, Lehnsherren und Adelshäusern kämpfen durch Hochzeiten, Kleinkriege, Wirtschaftsintriegen ... gegeneinander. Teile des Baybachs sind wieder Grenze zwischen Kurpfalz, Sponheim, Veldenz usw. Rittertum und Raubrittertum an der Mosel und Rhein. Teilweise findet man im Wald heute noch die alten Grenzsteine aus dieser Zeit. Die "Bey" ist Wirtschaftszone und Handelsweg und ... vermutlich Schauplatz manch blutiger Auseinanderseitzung. Die Mühlen sind für die Herrenhäuser Wirtschaftsobjekte als Lehen und es wird fleissig gehandelt von Grafschaft zu Grafschaft. Aus dem übermittelten Dokument geht hervor, das 1443, am 30. Dezember, ein Lehnsrevers des Herrn Johann zu Schönecken und Olbrück gegen Friedrich, Grafen von Veldenz und Sponheim, betreffend die Mühle am "Baltzberge" im Gericht Gondershausen am Bickenbache, gegen Entrichtung von diversen Mengen Korn als jährliche Pacht ... gekauft wurde. Johann zu Schönecken findet man wieder in dem og. WikiArtikel von Lingerhahn -- hier im Zusammenhang mit "Verhüttung" -- na klar -- von Erz -- Bleierz, oder Zinn. Da ... das Bickenbacher Tal vor unserem Grundstück endet ... und wir uns im Gericht Gondershausen befinden - handelt es sich hier um unsere Mühle. Im Jahr 1444 wird Anna von Veldenz mit Stefan von Pfalz-Simmern-Zweibrücken vermählt, damit geht das Baybachtal -- die Bey -- an dieses Geschlecht weiter - es wird "eingemeindet" -- sorry für diesen neudeutschen Begriff - aber ich verstehe es so. Interessant ebenfalls, das damit die Lehenspflicht entfällt und der Wirtschaftsraum Baybachtal an die Grafschaft Simmern fällt. Folgendes erhielt noch meine Aufmerksamkeit : Der Bruder von Friederich von Veldenz (1396-1444) war Johann von Veldenz. Jener war Benediktiner und Abt des Klosters in Wissembourg, Elsass. Hier vermute ich eine Spur zur Entstehung unserer Kapelle ... Alle Mühlen bzw die Standorte der Mühlen werden ein ähnliches Alter haben. Wasser ist der Antrieb, der aus Korn Mehl macht, eine Spinnerei antreibt, vermutlich ein "Walzwerk" bzw eine wassergetribene Schmiede. Die Grafschaft Veldenz entwickelte sich durch Wasserkraft zu einer schönen, reichen Grafschaft. Wir benötigen Waffen, aus Metall, um sich zu verteidigen. Wir erinnern uns, das viele Metallgegenstände aufgrund der einfachen Bearbeitung aus Blei oder Zink bestanden. Metall -- hier haupts. Zinn, Blei, Silber -- ist ein Wertgegenstand. Zinnteller werden nicht nur "in der Gastronomie" benötigt, sie sind Statussymbol reicher Leute. "Das Material aus den Erzgruben, auch "Buntkupfererz" genannt, ist ein Konglomerat aus Blei, Kupfer, mit ein wenig Silber mit einer Beimengung von Zinkblende.", so Klaus Lelek, auch bekannt als "Taunuswolf" , welcher als Mineraliensammler viele Erfahrung mit Erzen und Mineralien aus heimischer Region hat. Waffen und Waffenkunst wandelte sich: Schlagkräftige Metallschwerter wurden von frühen Schmieden gefertigt. (Übringens ... die Köhlerei vor der Sevenicher Mühle bekommt hier mit den daneben liegenden Gruben eine ... stärkere Bedeutung!) Durch Verheiratung wurde 1544 ein familiärer Bund zu dem schwedischen Königshaus aufgebaut, welches im 30 Jährigen Krieg 1618-1648 die Besetzung und Zerstörung Lingerhahns durch Gustav II Adolf von Schweden zur Folge hatte. (das nur am Rande ...) Schon wieder Blut und Elend,
Macht, Ohnmacht und Streit, Reichtum und Not dicht beieinander
... im Baybachtal. Begriffe wie "Gallscheider
Gericht" (heute:Galgenhöhe bei Emmelshausen) waren die Exekutive
innerhalb der Grafschaft und blieben dies bis zur Franzosenzeit. Ich lasse mich zu der Bemerkung verleiten, das "wir" vor den Dörfern da waren, da "wir" ... Handelsweg, Handelsplatz, Grenze, Schultheis, molaris praetor, waren. Ich behaupte, das die Dörfer rundherum nur deswegen existieren konnten, weil es das Baybachtal gab. Man beachte bitte hierbei den Verlauf der Grenze. Nun verwundert mich an den Wegen, an den "Bauwerken", an den Spuren, die Menschen hier hinterlassen haben, nichts mehr. Also ... um so mehr Augen auf beim "Durchlaufen". Geht man heute durch das Tal unterhalb der Burg, lässt sich noch sehr eindrucksvoll alte Geschichte erleben: Es existiert noch die alte Bogenbrücke, welche die Überquerung des Baches in Richtung Beulich ermöglicht, der Wanderweg ist gesäumt von in den Fels gehauenen Breschen, um mit einem Karren fahren zu können – Karrenspuren selber sind ebenfalls im Felsen ein Stückchen abwärts der SchmauseMühle auszumachen. Man findet auch Reste von Grundmauern inmitten der Steilhänge, wo einst wohl Behausungen gestanden haben. Die Technik der Wassermühlen ging auf das 4./.3 Jahrhundert v.
Chr. zurück. Im Baybachtal wurden weitestgehend "oberschlächtige
Wasserräder genutzt.(Hier:Wikipedia)
(Bild aus Wikipedia - Dank an
denjenigen, der es dort eingestellt hat!) Im deutschen Museum in München fand ich eine
Konstruktion eines "oberschächtigen Wasserrades", welches weitestgehend
die Konstruktion des hiesigen Mühlrades / der hiesigen Mühlräder
trifft. (Ich suche im Moment noch nach alten Bildern unserer
Mühle....). Mühlrad der Daubisberger Mühle. Genietetes Stahlrad mit Holzkern auf Eisenwelle. Ca. 1920 erstellt.
Das Problem, was alle Mühlen hier hatten, war / ist, das der
Baybach
nur sehr geringes hydraulisches Gefälle hat. Das hat zur Folge, das die
Mühlgräben sehr lang sein müssen und man mit "Tricks" hydraulische Höhe
erzeugen muss. Wasserbau vom feinsten ! (Vegleiche Text zur Weinsmühle :
Betrieb nur im "Clausen" (=Aufstauen und Speichern) von Wasser möglich
mit pausen.) |
|
Man beachte bitte, das das "Tal" eigenständiger Wirtschafts
und
Lebensraum war, mit den Dörfern runudherum ... hatte man weniger zu
tun. Man war Talbewohner, "die anderen" Dorfbewohner. (Diese Erfahrung
machen wir auch heute.) An der Stelle der Schultheiser Mühle trafen sich nun die Wege aus Gondershausen (hinter der Kapelle geht der alte Weg immer noch schnurstracks auf die Kirche von Gondershausen zu), auf der anderen Bachseite ging's Richtung Kastellaun über das heutige Bickenbach. |
|
Springen wir nun ein paar Jahrhunderte. 1600 - (Franzosenzeit) -- zweiter Boom.Ostern 2016: Das Familienbuch der
Gemeinde Gondershausen (Frauenberger & Stoffel, 2005).... es reicht
zurück bis ca 1650. Ich werde versuchen, das grafisch auf zu arbeiten ... dauert aber. Jedenfalls wurde ab ca
1650 durch die Kirchen sehr viel aufgeschrieben - bzw die Dokumente
blieben uns bis heute erhalten, was in den Jahren davor seltener der
Fall war. Und schliesslich spätestens mit den Franzosen ... kamen
Ordnung und System in die Aufzeichnungen. Quelle:Kartenausschnit aus Erzbistum Trier 1645 ( ich
weiss nicht mehr, woher: LHA Koblenz, oder Archiv Erzbistum oder ...
wiki? )
Wir sehen Burg Waldeck, Schönecken, Ehrenburg, Die Bey ... und noch viele andere Burgen ...
1700 -1850 -- dritter / letzter Boom Festhalten : Lebenserwartung ca 60 Jahre plus Das europäische Mittelalter ist in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhundert durch die Spitze der Macht der Adelshäuser geprägt.Es gab einen "Aufbruch in die neue Zeit". Einige Schlagwörter, die einer besseren Einordnung ins "kosmopolitische Geschehen" dienen: Einführung der "Speise-Kartoffel"(1765), Goethe (1749-1832), W.A.Mozart (1756-1791), Dampfmaschine (1769), politische Stellvertreterkriege fern von Europa in den Kolonien sowie die Unabhängigkeitserklärung von Amerika 1772. Das Gesellschaftsbild kippte. Der Adel war dem Niedergang geweiht in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1774 Sterbekreuz an der Kapelle für Maria Catharina Linck 1779 - der Schinderhannes, Jean Buckler (franz.) Johannes Buckler 1789 - Die franzosische Revolution tauchte am Ereignishorizont auf. Abschaffung des Königtumes. Feldzüge von Napoleon aus Frankreich heraus in alle Richtungen Europas. Hauptrichtung war Osten, die Grafschaften im Elsass sowie in Eifel und Hunsrück wurden schon sehr frühr "genommen". Und hier kommen wir wieder ins Baybachtal zurück. Napoleon hinterlies im Rheinland Spuren. Koblenz wurde Garnisonstadt, der Rhein war Grenzlinie zwischen Franzosen und Preussen. (hier lesen: Wikipedia:Mittelalter bis Franzosenzeit) Im Baybachtal verknüpfte sich das Schicksal der Familie Strieder mit den Franzosen. Ein Mitglied der Familie -- Johannes Strieder -- soll der Überlieferung nach -- von einem französiche Soldaten mit dem Tode bedroht worden sein und erschoss diesen durch ein Mühlenfenster der StriedersMühle und versteckte sich nur kurz im Tal. Er floh über Belgien nach Brasilien. , da er hier zu recht fürchtete, "füsiliert" "Fusil=Gewehr" oder guiotiniert ("kurz: Enthauptung") --hingerichtet -- zu werden. Ihm zu Ehren wurde an der Striedersmühle von Christian Strieder der Gedenkstein errichtet. (Heute lebt in Brasilien immer noch ein verbundener Teil der Striedersfamilie). Im übrigen (verfolge weiter obrigen Wiki-link, wurden nach Brasilien 1823/1824 sehr viele Familien gelockt.). Aus dieser Zeit stammen auch die Geschichten der "Franzosenkinder", die in den Dörfern innerhalb der dörflichen Gemeinschaft rundherum um das Tal durch "Fisematenten" ="Visitez ma tente= Besuchen Sie mein Zelt" vaterlos und nicht wirklich geliebt aufwuchsen und meistens als Knecht oder niederer Hlfsarbeiter auf den Bauernhöfen Bett und Brot fanden. 1805 wurde in der Schultheiser Mühle der Eiskeller neu gebaut. Wohl, weil die hier ansässige Familie Voigt Lagerraum für Bier benötigte. Eine Umorientierung fand statt, da magere Jahre liefen und schlechte Ernten erfolgten. Hier wurde nach einem neuen Wirtschaftzweig gesucht. 1815/1816 war das "Jahr ohne Sommer" -- verherende Folgen für die Landwirtschaft. Auf dem Weg durch das Tal herrschte reges Treiben. Soldaten zur Front zogen durch in den Rückzugsraum zur Mosel, Nachschub zur "Front" wurde zu Fuss von Händlern aller Art ans Rheinufer gebracht. 1815 Napoleon verliert in Waterloo & Wiener Kongress, Hunsrück wird preussisch, Franzosen verschwinden bis auf "Übriggebliebene" . In dem Zusammenhang ist die "Striedersgeschichte" fraglich, es sei den der französiche Soldat wird zum einfachen Franzosen. Hm.... Sex sells.... , :-) eben. Wasserkraft war inzwischen, mit den richtigen Mühlen eingestzt, der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg. Viele andere Mühlen waren moderne Konstruktionen aus Holz, Metall und Steinen, um die Wasserkraft so gut wie möglich zu nutzen. Noch heute lassen sich im Bach von vieler Hände Arbeit geformte Wehre, gebaute Wasserläufe etc sehen. Es war die Blütezeit des Tales. Ca 1830 : Geschichten von Auswanderern nach Brasilien. 1859 dokumetierter Nachweis der Grubentätigkeit -- eigentlich schon sehr viel früher. Beginn ca im 2 und dritten Jahrunder v. Chr, bei uns nachweislich ab 1859 und davor muss Grubentätigkeit vermutet werden. Details -->Wiki Der EIntrag dort http://de.wikipedia.org/wiki/Baybach führt einen Artikel aus der Zeitschrift "Köpfchen" auf, der eine Abhandlung über die Erzgruben im Baybachtal beinhaltet. (lesen hier) - seite 22ff.
Das Geld, welches die Menschen dort verdienten, musste irgendwo hin, und so wurde von Wilhelm Vogt 1884 die Scheune erweitert, um Lagerraum für Hopfen und Halbwahren zu Biererzeugung zu lagern. Diese Verwendung der Mühle ging 50 Jahre später komplett verloren ... nur das Kreuz auf an der Kapelle berichtet über die geschnitzte Symbolik darüber. |
|
Napoleon bzw. die "Franzosen" verschwanden schlussendlich aus der Kultur. 1900 - Niedergang der Mühlenkultur Weimarer Republik ... kam und ging ... hier wurde gearbeitet und ... es gibt aus dieser Zeit wenig Überlieferungen. Lediglich die Karten der Preussen geben Aufschluss. 1908 Schultheiser Mühle brennt total ab bis auf die Grundmauern ("Kelleretage") 1912 Wieder "Indienststellung" - Unterschied zu vorher : "Wohnen und Mahlen" unter einem Dach 1914-18 ... WK I ... Leider gibt es nur wenig Überlieferung aus der Zeit, das Zeitzeugen ... verstorben sind. In den Dörfern rundherum findet man Ehrendenkmähler mit vielen Namen. Wir haben ein "militärisch organisiertes kartografisches Wesen". Die wesentlichen Zeugnisse aus dieser Zeit sind karten, welche für militärische Zwecke erstellt wurden. Diese wurden auch nach WK1 vom Militär fortgeführt. Diese liessen wenig Platz für sinnfreie Beurteilung menschlicher Kreativität. Jedenfalls war, seit es Strom gab und dieser an fokussierten Punkten Industrie hervorbrachte, die Bedeutung der Mühlen .... vergangen. Es war der Zeitpunkt, wo viele Gebäude zwar noch bewohnt waren, aber mehr aus "Gewohnheit". Die "Jugend", die Nachfahren der Müller fingen an, sich in die "Dörfer" zu orientieren. Es war die Zeit des Jugendstiles. Die Zeit, wo begonnen wurde, neben der Arbeit, als "Freizeit", zu wandern. Zu "Lustwandeln", wo Menschen einfach aufgrund von Freizeit ... durch das Tal wanderten und der Romatik fröhnten. Wer auf Flohmärkten in alten Postkarten wühlt ... wird viele Postkarten der Mosel und des Hunsrücks finden. Sie zeigen meistens ... Wald, schwarzweises "grün" ... und Burgen, Mühlen .... (nur von "uns" hab ich noch nichts gefunden ...) 1921 Johann Schmitt kauft ein neues Mühlrad und erneuert die Wasserrechte mit Gutachten. Hier liegen 1921 auch die Wurzeln des Nerother Wandervogels . Mein Grossvater (geb. 1909) war Mitglied und lernte durch seine "Fahrten" das Baybachtal kennen.Man muss sich das mal vorstellen: Der Mensch wanderte! .... Vorher ... es waren nur Freigeister, die wandern konnten, weil sie Zeit und Muße dazu hatten ! Ochsengespanne wurden durch Traktoren ersetzt. Ich habe hierzu eine YoutubePlaylist eingerichtet -- viel Spass beim gucken. Und ... mein Grossvater fotografierte viel ... die Bilder muss ich aber erst noch ... finden / aufbereiten / digitalisieren. |
|
Nationalsozialismus 1933 - 1945 ...
die Erzählungen des Krieges fokussieren immer wieder verlorene Söhne,
gefallene Väter, Menschen, die vor Verfolgung im Tal versteckt wurden
-- in den
Erzmienen, in den Eiskellern. Interessantes zum lesen hierzu : "Georg Giesing: Fluchtweg Baybachtal"... (oder hier bei googlebooks) Im Zusammenhang erinnere ich sehr gerne an die Filmproduktion "Heimat" von Edgar Reitz (-->Youtube), welche Mitte der 80er Jahre über die Fernsehsender ging -- ich bin auf die aktuelle Produktion "Die andere Heimat" (ebenfalls Reitz) (-->Youtube)gesapnnt. Zwangsarbeit, Bau der Hunsrückhöhenstrasse, zB verstecktes Essen im Glockenturm der Kapelle -- vielfältig sind die schmerzlichen Erinnerungen der Menschen, die ihre Kindheit hier verbrachten und als Schüler z.B. in Bickenbach tagtäglich zu Fuss zur Schule gingen. Nur bei -20 Grad und Neuschnee durfte der Weg zur Schule ausfallen. Enteignungen ... Traktoren und manche Scheune wurde enteignet, geplättet, Betriebe aufgrund von Verfolgung ... aufgelöst. Erwähnt sei hier noch das Verbot der "Nazis" des Nerother Wandervogels, da er als Zelle der Aufruhr galt. Dennoch aggierte dieser leise weiter und fand zu neuen Zielen nach Kriegsende. "Mach die Mühl' an, isch kann die Bomber nit mi höre!" Die allierten Flugzeuge interessierten sich nicht für die Mühlen. Trotzdem waren hier die Koblenzer Bombennächte zu hören und der Feuerschein war am Himmel zu sehen. 1945 Die Amerikaner kamen von der Mosel hoch und von Bickenbach in das Tal. Vor ihnen floh ein deutsches Regiment, im Keller der Schultzenmühle wurde ein Verwundeter versteckt. Er konnte nicht mehr laufen. 1945 soll der Hohlweg entlang des Hergesterbaches als Aufmarschgebiet und Sammelzone eines allierten Kampfverbandes gedient haben. Bestätigt wurde dies durch ein Manöver der Amerikaner ca um 1979, die an der Stelle der Schultheiser Mühle mit einem Panzer Achsbruch erlitten und mit der Bergung für Aufsehen sorgten. Man folgte alten Wegen, bzw wollte diese überprüfen. Fortan wurde dieser Weg jedenfalls aus den Mitlitärkarten gestrichen. Es gibt tatsächlich Berichte über einen abgeschossenen Bomber vor Gondershausen ... in Richtung Sevenich ... . da is aber nix mehr zu finden ... Die Schultheiser Mühle ca. 1956 |
|
ca 1950
... Strom fand den Weg in das Tal. Zunächst durch eine
12V-Auto-Lichtmaschine, welche vom Mühlrad angetrieben wurde, dann gab
es den Deal mit dem Stromlieferanten "Ihr Talbewohner setzt die Masten
-- wir liefern das Kabel". Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, das die damaligen Mühlenbesitzer, die zwischen 1950 und 1960 den Krieg endlich hinter sich hatten, wenig wirtschafltiche Zukunft aufgrund der Umorientierung der Landwirtschaft im Tal fanden, die Mühlen verliessen und in die dörfliche Gemeinschaft der umliegenden Dörfer zogen. Für das Tal interessierten sich nur noch wenige Menschen. Die Zeit des Rock'n Roll, der Wirtschaft, der Technik, der Politik -- hier war aber nur Bachrauschen und Vogelzwitschern zu hören -- das dröhnende Leben fand woanders statt. Hier zogen nur versprengte Wanderer und romantische Pfadfinder während der Sommermonate durch. |
|
1960 - Neue Bestimmung , Neue Ziele. Die Mühlen fanden Käufer bei "Austeigern", die innerhalb des Wirtschaftwunders Geld verdient hatten und Wochenenddomizile fanden oder blieben sich selbst überlassen und verfielen. Es gab den "grünen Plan" - Mühlenbesitzer konnten subventioniert in umliegenden Dörfer Eigentum erwerben und somit "unterstütz" innerhlab der Orte neuen Fuss fassen. Heute sind wenige Mühlen als Vollzeitdomizil andauernd bewohnt. |
|
Die fehlende
menschliche Bearbeitung der Vegetation sorgt dafür, das das Tal
immer weiter zuwächst und zu Formen des "europäischen Mischwaldes
" :-) = "europ.
Dschungel"
mutiert. Waren doch zu Zeit der landwirtschaftlichen Bearbeitung "Stockschlag" und der Gewinn von Brennholz für die Bauern wichtig, so wird heutzutage der Wald fast sich selbst überlassen und begrünt alles, was nicht vom Menschen zurück gedrängt wird. Das wiederum dient der Fauna, die dankbar jede begrünte Fläche belebt und als Lebensraum finde -- ein echtes Kleinod. |
|
Bleibt zu hoffen, das der Tourismus, gleich
welcher Form, dieses respektiert. |
|
Heute
... verschiedene Wanderwege -- "Traumschleifen" -- ziehen durch das
Tal,
kreuzen den Bach, schlagen Rundwege zu den umliegenden Ortschaften. Mal
sinnvoll und mal -- aus Sicht des Naturschutzes -- weniger sinnvoll. Das Tal dient der Naherholung. Nicht immer treffen touristische Ziele die Interessen der Naturschützer sowie Naturgeniesser oder Talbewohner. Das Baybachtal dient der Natur als Rückzugsraum – viele (seltene) Arten finden hier Kinderstube und Ruhezone. Ein wenig mehr Ruhe täte der Natur gut. |
|
Ich danke den geduldigen Lesern, die den manchmal nicht zusammenhängenden Schreibstil ignorieren mögen. Der "Faden" muss manchmal neu aufgenommen werden beim Spinnen. Hier auch. Den (vielen) Quellen, die in geduldigen Erzälungen ihre Sichtweise preis gaben, den sehr interessierten Email-Kontakten für aufschlussreiche Rück-Texte und dem "Internet-an-sich", welches eine Fülle von --lebendiger-- Information bietet, denn unsere Herkunft liegt allen am Herzen. Wer nicht weiss, woher er kommt, weiss nicht, wohin er gehen soll. R. Dellschau |